Vasaloppet 2025
(Rennanalyse ganz unten)
Als Langläufer:in hört man früher oder später vom Vasalauf - dem traditionsreichsten Rennen im geografischen Herzen des Sports. Spätestens seit meinem Beitritt bei Zürich-Doppelstock und der entdeckten Liebe für die klassische Technik war der Vasa auch bei mir sehr präsent. Die unzähligen tollen Geschichten, welche ich von den Clubmitgliedern hörte, nährten den Mythos weiter. Deshalb entschied ich mich, den Traum nicht weiter hinauszuschieben und mich für den Vasa Lauf anzumelden.
Am Tag vor der Abreise verspürte ich sowohl Vorfreude als auch Nervosität. Insbesondere der knapp gewählte Anschluss in Hamburg lag mir ziemlich auf dem Magen. Wie sich am Morgen dann herausstellte, lag diese Verbindung meinem Reisepartner (dessen Namen ich an dieser Stelle nicht nenne) noch mehr auf dem Magen. Er hatte kurzerhand noch den Zug umgebucht und spätabends nur noch meine Combox erreicht. So machte ich mich allein auf den Weg nach Hamburg. Als verwöhnter Schweizer war ich aber optimistisch, dass 25 Minuten Umsteigezeit locker reichen werden. Der Ruf der Deutschen Bahn kommt aber nicht von ungefähr. Schon kurz nach der deutschen Grenze handelte sich der Zug eine Verspätung ein, welche zwischen 15 und 45 Minuten schwankte. Die Zugfahrt wurde zur echten Nervenprobe. Moralisch war gefühlt der ganze Gruppenchat bei mir. Dank den gedrückten Daumen und einem geduldigen schwedischen Zugführer kam ich gerade noch mit einem blauen Auge davon. Nach einer guten Nacht im vollgepackten 6er Abteil erreichten wir am nächsten Morgen Stockholm. Wenig später holten wir die fliegende Fraktion mit dem Mietwagen am Flughafen ab.
Mietwagenabholung nach geglückter Nachtzugreise.
Spätestens mit der ganzen Rasselbande kam ein erstes Mal richtig Stimmung und Vorfreude auf. Lautstark dröhnte der Vasa-Song aus den Lautsprechern, währenddem scheinbar endlose Wälder an uns vorbeirauschten. Ein paar Stunden und einige Pizzastücke später erreichten wir unser Base-Camp für die nächsten Tag; Orsa Grönklit.
Roadtrip durch die schwedischen Wälder.
Am Freitag durften wir bei traumhaftem Wetter durch das umliegende Naturschutzgebiet gleiten/fahren/laufen (die Diskussionen diesbezüglich laufen immer noch). Am weitesten Punkt gab es dank der Familie Peter sogar Hotdogs für alle als kleine Stärkung. Am Abend galt es dann für den ersten Doppelstöckler bereits ernst: David meisterte mit Bravour den Nacht-Vasa!
Grillplausch mit Familie Peter.
Doppelstöckler unterwegs im Langlaufparadis Orsa Grönklitt.
Am Vortag des Vasa spitzten sich die Vorbereitungen langsam zu. Die Jugend (und ihre Eltern) inspizierten die Strecke im Rahmen eines kurzen Rennens. Am Nachmittag kulminierte die Nervosität dann während des Wachs-Bingos. Die Stimmung war aber trotz Meinungsdifferenzen bei der Wachs-Wahl sehr gut und ich als Wachs-Neuling war unglaublich froh um die Unterstützung bei der Ski-Präparation.
Wachsbingo!
Sonntag – Renntag. Der Wecker ging leider etwas früh los, hatte doch der Stundenzeiger erst zwei volle Umdrehungen gemacht. Letztes Carboloading in Form von Haferflocken. Im Bus blieb dann noch genug Zeit, das gestrige Renn-Briefing Revue passieren zu lassen. Am Start in Sälen angekommen hiess es anstehen für einen guten Startplatz. In englischer Manier standen die Leute völlig entspannt Schlange. Eine Stunde später standen dann alle in Reih und Glied. Die Menschenmenge verstummt, als eine schwedische Sängerin das traditionelle Folks-Lied zum Besten gab. Gänsehautmoment. Als sie verstummte, durchbrach der Knall einer Jagdwaffe die Stille und schickte somit ca. 14'000 Läufer:innen auf die Reise nach Mora.
Morgenstimmung wenige Minuten vor dem Start um 8:00.
Die erste Steigung braucht etwas Geduld. Eignet sich aber als Erstling hervorragend, um warm zu werden. Oben auf der Ebene angekommen, geht das Rennen dann gefühlt richtig los. Auf 90 wunderschönen Kilometern windet die Loipe durch Wälder und vorbei an atemberaubenden Seen. In regelmässigen Abständen kann mit der traditionellen Blaubeersuppe Energie getankt werden. Kann deshalb, weil ich die Verträglichkeit dieses doch speziellen Trunkes nicht am Renntag testen wollte. Trotz aller Schönheit war dann die Strecke doch auch anstrengend. Nach etwas mehr als 8 Stunden bog ich um die letzte Kurve und erblickte die wunderbare Kirche von Mora. Welch ein schönes Gefühl, von Doppelstöckler:innen angefeuert die Ziellinie zu überqueren.
Am Abend liessen wir den Renntag bei einem gemeinsamen Nachtessen ausklingen und tauschten uns über die Wachswahl, Verpflegungsstrategien und sogar gebrochene Bindungen aus.
Auf der Heimreise hatte ich nochmals Zeit, diese geballte Ladung an Erlebnissen zu verarbeiten. Tolle Gruppe, traumhafte Loipen, freundliche Leute, feines Essen und ein unvergessliches Langlauferlebnis. Den Vasalauf kann ich jedem/jeder Doppelstöckler:in ans Herzen legen, egal ob Doppelstock-Profi oder Genuss-Läufer:in.
Rennanalyse
Von Jonas (Text) und Moritz (Datenanalyse)
Dieses Jahr haben die Zürcher-Palmen an 4 (VIER) Rennen der Vasalauf vintervecka teilgenommen!
Jan war als erster am Start und hat die Öppet Spår bei sehr milden Temperaturen und daher aussergewöhnlich feuchten Bedingungen hinter sich gebracht. Sein Fazit: Wasserski wären optimal gewesen.
David war als zweiter an der Reihe. Er hat sich vorbildlich früh für die Vasareise angemeldet. Ihm fiel dann aber auf, dass der Vasalauf klassich ist, er diese Technik aber noch nicht in seinem Repertoire hat (Ziel für 2026!?). Die Lösung: Der Nachtvasa! Er startete um 22:00 am Freitagabend und skatete im Stirnlampenlicht durch die Nacht bis nach Mora!
Das erste Mal waren auch die Talente dabei. Ihr Lauf am Samstag führte von Eldris auf der Originalstrecke bis ins Ziel nach Mora. Anuk, Ben und Moritz sprinteten durch den Wald als würden sie das allwöchentlich machen.
Am Sonntag fand dann der Hauptevent statt: 90 km von Sälen nach Mora, mit Massenstart mit irgendwo zwischen 12’000 und 15’000 Läuferinnen und Läufer (wer weiss das schon so genau, vor Nervosität verzählte ich mich immer wieder und gab dann auf). Es starteten Kevin und Ludwig in Startgruppe 5, Sam in Startgruppe 4, Nicolas, Luki und Jonas in Startgruppe 3 und Yannik in Startgruppe 1. So erging es ihnen:
Ludwig und Kevin starten direkt nebeneinander, nach dem langen Aufstieg nach nur 3 km, hat es Ludwig nach vorne (fast zu Sam) und Kevin nach hinten gespühlt und 1400 Läuferinnen und Läufer sind zwischen ihnen!
Kevin macht es wieder gut und arbeitet sich stetig nach vorne. Von Mangsbodarna bis ins Ziel überholt er 523 Leute!
Ludwig hält seine Position und beschleunigt auf den letzten 19 km nochmals und überholt 104 Leute!
Nicolas, Lukas und Jonas starten direkt nebeneinander und bleiben im grossen Stau (bis und mit Höchstem Punkt!) zusammen. Sie starten links wie viele, das scheint sich nicht auszuzahlen und es hat sie beim höchsten Punkt (km 3) auf die Ränge über 2400 zurückgespühlt. Danach zieht Luki mit seinem super Ski ab und überholt rasch 441 Leute bis Mangsbodarna. Nicolas und Jonas bleiben zusammen auf der Fläche bis sie sich verlieren.
Beim Aufstieg nach Risberg bricht Lukis Bindung (beim Hochlaufen!) und er legt die 5 Kilometer bis zur Station Risberg abwechslungsweise zu Fuss und trottinettelnd auf einem Ski zurück. In Risberg kriegt er neue Skis und neuen Mut. Jonas läuft zusammen mit ihm in Risberg ein, Nicolas überholt ihn beim Skiauswählen.
Luki holt nochmals auf und überholt Nicolas. Danach wird es allen dreien etwas viel und sie verlieren nach Oxberg, resp. Hökberg viele Positionen. Rennmodus ausgestellt und Überlebensmodus ein. Grippe im Februar ist eben doch nicht die richtige Rennvorbereitung.
Sam startet in der Startgruppe 5 und hat den Tag seines Lebens. Die dreienhalb Wochen Trainingslager in Skandinavien (offiziell "Familienferien") zahlen sich aus. Auf den ersten drei Kilometern holt Ludwig ihn zwar von einer Startgruppe weiter hinten fast ein, danach zieht er ab und überholt bis ins Ziel 1434 Leute (tausend-vierhundert-vierundreissig). Am Ende zieht er auch noch an Nicolas, Luki und 1.5 km vor dem Ziel an Jonas vorbei. Ein super eingeteiltes Rennen!
Und zum Schluss haben wir noch unseren Vasaneuling Yannik. Eigentlich Biathlet, doch auch er wollte mal testen, wie schnell er ohne Gewehr und Skatingschritte ist. Kurz vor dem Rennen entscheidet er sich mitzumachen und startet in Gruppe 1. Es ist sein erstes Skiclassic-Rennen Unterwegs geht ihm das Ventil des Trinkschlauchs kaputt und er muss es in den Abfahrten zuhalten um nicht komplett nass zu werden. Irgendwo verliert er einige Gels und ihm geht die Nahrung gegen Ende aus. So weit vorne wie er unterwegs ist, sind die Trinkstationen anscheinend noch am Einrichten. Auf jeden Fall kommt er im fantastischen 222. Rang ins Ziel. Mit etwas spezifischer Vorbereitung wäre da sicher noch mehr drin. Der nächste Koni Hallenbarter? Aus dem richtigen Kanton kommt er schon mal.
Gratulation an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer!
Und natürlich speziell Luki: er hat dieses Jahr seinen 10. Vasalauf bestritten und bis ins Ziel gebracht. Und dies, obwohl die Vasagötter ihn einige Male auf die Probe gestellt haben: Stockbrüche in vergangenen Jahren und in diesem Jahr als Krönung der Bindungsbruch. Doch Luki wusste, dieses Jahr ging es um den Eintrag in die Geschichtsbücher und liess sich von solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten. Im Rennbüro wurde ihm dafür ein Lied gesungen und eine Medaille an die Brust geheftet.
Vi ses i Mora!